"Ich will einmal am Bergisel springen"

Seit zwei Jahren ist Victoria Berchtold Skispringerin. Bei einem Training haben wir der Neunjährigen einen Besuch abgestattet.

© Gerhard Berger

Wo engagierte Trainer:innen auf motivierte Kinder treffen, entsteht fruchtbarer Boden für Spaß und Erfolg!

Während sich zeitgleich viele Urlauber:innen auf der Brennerautobahn durch den Stau quälen, herrscht nur wenige Kilometer entfernt in Natters ein idyllisches Bild. 13 Kinder tummeln sich am Nachmittag beim Training des SV Innsbruck Bergisel im Schanzenauslauf. Nebenan wird Tennis gespielt und das gesamte Areal ist vom Duft der umliegenden, frisch gemähten Wiesen umgeben.

Für Victoria aus Aldrans ist heute ein besonderer Tag. Nicht nur, weil sie Ski Austria ein Interview gibt, sondern auch, weil sie endlich den nagelneuen Sprunganzug testen darf. Bevor es auf die Schanze geht, bitten die Trainer Markus und Mani zum Aufwärmen und Dehnen. Trotz sommerlicher Temperaturen um die 20 Grad muss die Muskulatur auf das Sprungtraining vorbereitet werden.

Danach ist es endlich so weit: Die kurze Hose wird gegen den Sprunganzug getauscht, dann geht es für die Nachwuchstalente per Förderband zum „Zitterbalken“.  An jener Stelle, wo einst Vereinslegenden wie Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler oder Manuel Fettner ihre ersten Sprünge absolvierten, steigt auch bei Victoria der Adrenalinpegel. „Angst habe ich aber keine“, so die aufgeweckte Tirolerin, die vor zwei Jahren mit dem Skispringen begann.

Schockmoment weckt Neugier

Auslöser für ihr Interesse an diesem Sport war eine brenzlige Situation auf der Skipiste. Ein unkontrollierter Sprung über eine Bank endete mit einem glimpflichen Sturz im Tiefschnee. Während Papa Gregor noch heute von einem „Schockmoment“ spricht, war bei der damals Siebenjährigen die Neugier fürs „echte“ Skispringen geweckt. „Ich habe dann zum Papa gesagt, dass ich gerne mal Skispringen würde. Dann hat er es ein halbes Jahr vergessen. Dann hab ich ihn nochmal gefragt und dann hat er mich angemeldet“, weiß die quirlige Draufgängerin, dass Hartnäckigkeit belohnt wird. Dem ersten Schnuppertraining mit Alpin-Ski folgte rasch der Umstieg auf die Sprungski, die vom Verein bereitgestellt werden.

Heute sitzt Victoria wie ein echter Profi auf dem „Zitterbalken“ der 20-Meter Schanze in Natters. Nebenan springt gerade eine älterer Teamkollege von der 40er. Nachdem ihre 180 cm langen Skisprunglatten in der Anlaufpur sind, wird noch einmal die Bindung gecheckt und die Skibrille gerichtet. Dann kommt das Freizeichen von Trainerin Mani Cooper. Ab in die Spur und volle Konzentration, um beim Absprung die Kante zu treffen. „Oft hüpfe ich zu spät weg, oder zu früh. Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist schwierig“, weiß Victoria. Für ihre Anfahrtshocke heimst die Nachwuchsspringerin vom Trainerteam regelmäßig Lob ein.

Es ist diese Zeit in der Luft – dieses Gefühl kann man gar nicht beschreiben.

Victoria Berchtold, Nachwuchs-Springerin

Die Faszination dieses Sports ist für Victoria schnell erklärt. „Es ist diese Zeit in der Luft – dieses Gefühl kann man gar nicht beschreiben“, so die Neunjährige, die auch schon zahlreiche Wettkämpfe absolviert hat. „Es waren ungefähr acht bis zehn, ich habe noch bei keinem Wettkampf gefehlt“, spürt man die Begeisterung.
Besonders in Erinnerung sind ihr ein Trainingskurs in Planica und der Besuch bei der Vierschanzentournee in Innsbruck, wo sie als Fahnenträgerin mittendrin statt nur dabei war. „Ich will auch einmal am Bergisel springen“, erzählt Victoria und auf ihre Vorbilder angesprochen, muss sie nicht lange nachdenken: „Sara Marita Kramer und Eva Pinkelnig“. Die Ziele gehen der Nachwuchsspringerin jedenfalls nicht aus. Heuer will sie ihre persönliche Bestweite von 20 Metern verbessern und in den nächsten Jahren auf die 40-Meter-Schanze wechseln.

Übung macht die Meisterin

Den engen und familiären Zusammenhalt im Verein sieht man spätestens, als das Förderband streikt und sich Obmann Josef Häusle höchstpersönlich auf Fehlersuche begibt. Die Kinder nehmen es sportlich und nehmen den Weg zum nächsten Sprung zu Fuß in Angriff. „Mit dem Förderband gehen sich je nach Anzahl der Kinder so um die 10 bis 12 Sprünge pro Training aus. Das ist auch wichtig, um schon in diesem Alter die richtigen Bewegungsabläufe zu lernen“, weiß Markus Lechner, Trainer und Sportlicher Leiter des SV Innsbruck Bergisel. Nach manchen Einheiten gibt es eine Videoanalyse, um den Kindern anhand ihrer Sprünge Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Wir bieten das ganze Jahr über jede Woche drei Trainingseinheiten an. Der nächste Schritt ist dann schon Stams, Saalfelden oder Eisenerz.

Markus Lechner, Trainer und Sportlicher Leiter des SV Innsbruck Bergisel

Ob auch Victoria später einmal eine erfolgreiche Skisprung-Karriere ansteuert, steht in den Sternen. Fix ist, dass sie hier eine großartige sportliche Ausbildung genießt, bei der vor allem der Spaß nicht zu kurz kommt.

Wer wie Victoria selbst einmal das Gefühl des Fliegens hautnah erleben möchte, der kommt am besten zu einem der vielen von Ski Austria organisierten Events von "Willst du fliegen lernen?".

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