Danach ist es endlich so weit: Die kurze Hose wird gegen den Sprunganzug getauscht, dann geht es für die Nachwuchstalente per Förderband zum „Zitterbalken“. An jener Stelle, wo einst Vereinslegenden wie Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler oder Manuel Fettner ihre ersten Sprünge absolvierten, steigt auch bei Victoria der Adrenalinpegel. „Angst habe ich aber keine“, so die aufgeweckte Tirolerin, die vor zwei Jahren mit dem Skispringen begann.
Schockmoment weckt Neugier
Auslöser für ihr Interesse an diesem Sport war eine brenzlige Situation auf der Skipiste. Ein unkontrollierter Sprung über eine Bank endete mit einem glimpflichen Sturz im Tiefschnee. Während Papa Gregor noch heute von einem „Schockmoment“ spricht, war bei der damals Siebenjährigen die Neugier fürs „echte“ Skispringen geweckt. „Ich habe dann zum Papa gesagt, dass ich gerne mal Skispringen würde. Dann hat er es ein halbes Jahr vergessen. Dann hab ich ihn nochmal gefragt und dann hat er mich angemeldet“, weiß die quirlige Draufgängerin, dass Hartnäckigkeit belohnt wird. Dem ersten Schnuppertraining mit Alpin-Ski folgte rasch der Umstieg auf die Sprungski, die vom Verein bereitgestellt werden.
Heute sitzt Victoria wie ein echter Profi auf dem „Zitterbalken“ der 20-Meter Schanze in Natters. Nebenan springt gerade eine älterer Teamkollege von der 40er. Nachdem ihre 180 cm langen Skisprunglatten in der Anlaufpur sind, wird noch einmal die Bindung gecheckt und die Skibrille gerichtet. Dann kommt das Freizeichen von Trainerin Mani Cooper. Ab in die Spur und volle Konzentration, um beim Absprung die Kante zu treffen. „Oft hüpfe ich zu spät weg, oder zu früh. Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist schwierig“, weiß Victoria. Für ihre Anfahrtshocke heimst die Nachwuchsspringerin vom Trainerteam regelmäßig Lob ein.